Das Missgeschick

 

 
 
Zur Zeit schreibe ich an der Geschichte "Das Missgeschick".
Die Idee dazu entstand als ich den gleichnamigen Zyklus malte.
 
Es geht in dem Buch eine zerbrechliche Welt. Es erzählt die Gechichte von einem Vater
und seinem Sohn die zusehen müssen das die Welt kaum noch zu retten ist.
Hier ein Auszug aus dem Manuskript:
Es war einer von diesen herrlichen  Tagen die in einem nur Gefühle der Glückseligkeit aufsteigen lassen. Die Sonne schien hell und freundlich und umarmte alle Lebewesen mit ihrer Wärme. Die Vögel zwitscherten und die Bienen summten voller Zufriedenheit auf den farbenprächtigen Blumen vor dem alten Fachwerkhaus der Familie Anders weitab draußen.
Eine Idylle wie aus einem Bilderbuch.
Die Anders lebten einst in der Stadt. Eines Tages beschlossen sie aufs Land zu fliehen, da die Lebensbedingungen dort immer unerträglicher wurden.
Die Menschen wurden immer mehr zu Sklaven gemacht und die Politiker belogen und betrogen sie wo immer es nur ging. Jeder dachte nur noch an sich selbst und sah zu, dass er über die Runden kam. Alles wurde immer teurer und überall wurde man abgezockt. Die Regierenden verstanden es prächtig die Massen in Angst zu halten. So hatte man ein leichtes Spiel. Der Wahnsinn hatte Methode. Der kleine Mann musste für alle Fehler teuer bezahlen, die von den Machtbesessenen begangen wurde. Es war buchstäblich zum davonlaufen. Die Dilettanten hatten das Sagen.
Erik Anders suchte wie gewöhnlich zu dieser Tageszeit das Schlafzimmer auf um seinen Mittagsschlaf zu halten. Durch das offene Schlafzimmerfenster konnte man das plätschern des nahegelegen Baches hören und dieses Geräusch war für Erik so etwas wie ein Beruhigungsmittel. Er liebte es für eine kurze Weile ins Land der Träume abzutauchen. Es sollte jedoch dies für eine längere Zeit das letzte mal sein das er sich hinlegte um ein Stündchen zu schlummern.
Erik und seine Frau Eva hatten vor 15 Jahren dieses herrliche Fleckchen Erde ausgewählt um hier leben und arbeiten zu können. Er kaufte damals diesen kleinen alten Bauernhof. Nach Jahren harter Arbeit konnten er und seine Familie endlich gut davon leben.
Der Hof mit Stall und Scheune lag in einem Tal weit außerhalb der umliegenden Dörfer und Städte. Es war eingesäumt von sanften Hügeln und schattigen Wäldern in denen man eine Vielzahl an Pilzen zu dieser Jahreszeit fand.
Die Landwirtschaft betrieb Erik liebevoll und ohne Chemie. Das Wasser das sie aus ihrem tiefen Brunnen schöpften, war so klar und rein und von einer solchen Güte,  das man sie darum beneidete. Die Felder waren noch sehr fruchtbar und die saftiggrünen Wiesen waren hier übersät mit den verschiedensten Blumen, die man anderswo bereits vergeblich suchte. Die umliegenden Wälder beherbergten noch Tiere, die in anderen Landstrichen schon vertrieben waren und keinen Lebensraum mehr fanden, hatten hier  ein Zuhause das die notwendigen Bedingungen noch erfüllte. Es war auch für sie noch eine heile Welt.
Erik hatte bereits mit 40 weißes Haar. Er verzichtete auch seit Jahren auf die tägliche Rasur. Sein braunes Gesicht hatte wenig Falten und die blauen Augen funkelten stets freundlich und voller Energie. Man sagt ihm nach, das man ihm kein X für U vormachen konnte. Was er anfasste und sagte hatte stets Hand und Fuß.
Erik  hatte sich im Lauf der Jahre unter anderem auf die Hühnerzucht spezialisiert. Er liebte seine Hühner über alles. Es war eine besonders seltene Rasse. Sie bekamen von ihm nur das beste Futter zu fressen und hatten genügend Auslauf um prächtig zu gedeihen.
Sie entlohnten es ihm dadurch, dass sie besonders groß wurden, die besten und größten Eier legten und das schönste Federkleid trugen. Seine Kühe fanden hier auf den Weiden das saftigste Gras und gaben zum Dank dafür eine besonders gute Milch.
Anfangs wurde Erik von den anderen Bauern als Ökospinner belächelt, aber mit den Jahren wurden auch sie schlauer als sie erkannten dass er auf dem richtigen Weg war.
Seiner Frau erging es nicht viel anders. Die Vorurteile schwanden aber mit den Jahren. Er besaß kein Auto. Man kam überein auf ein solches zu verzichten. Das alte Dieselross, dass Erik hegte und pflegte, genügte ihnen. Er verrichtete die Arbeit auf den Feldern und war das Fahrzeug das sie mit der Stadt verband.
Eva hegte und pflegte einen großen Kräutergarten, in dem zahllose Heilpflanzen wuchsen, die schon vielen Menschen halfen. Sie hatte für jedes Zipperlein das passende Kraut und war weit und breit bekannt. Durch ihre liebevolle Art wirkte die zierliche Frau mit ihren blonden Haaren oft wie ein Engel und war deshalb bei den Menschen hier sehr beliebt.
So mancher Schulmediziner aus der Stadt holte sich bei ihr oft heimlich Rat, wenn er mit seiner Weisheit am Ende war  und deckte sich mit ihren Tees und wunderbaren Heilkräutern ein.
Erst als Eva einen todkranken Mann heilte, den die Ärzte aufgegeben hatten, wurde sie von allen anerkannt.
Erik und Eva hatten einen Sohn. Basti. Er war aufgeweckter Junge von 12 Jahren mit blonden Haaren die einer wilden Mähne glichen. Ein Lausbub ohne gleichen und mit wachem Verstand. Er verstand es perfekt seinen Eltern des Öfteren einen gehörigen Schrecken einzujagen. Aber Basti konnte mit seiner offenen und herzlichen Art immer wieder die Eltern für sich so einzunehmen das sie nie ernsthaft mit ihm böse waren. Und was die Sache mit dem X und U anging, so trat der Junge voll in die Fußstapfen des Vaters.
Erik, Eva und Basti hatten hier ein glückliches und zufriedenes Leben. Man lebte hier zwar ein wenig fernab der hektischen Treibens der übrigen Welt, aber es schien so, bis jetzt zumindest, das dafür hier noch alles halbwegs in Takt war.
Doch das war leider ein verhängnisvoller Trugschluss, denn in den nächsten Minuten sollte sich ihr ganzes Leben mit einem Schlag ändern. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Ein ohrenbetäubender Knall zerfetzte die Stille des Tales mit einem riesigen Donnerschlag.
Erik der sich gerade auf dem Weg ins Reich der Träume befand wurde dermaßen  rauh aus dem Schlaf gerissen, das er glaubte der Himmel würde einstürzen. Noch wusste er nicht wie recht er haben sollte.
Es war das Geräusch von berstendem, splitterndem Glas. Nur viel gewaltiger!
„He... was war das!“, schoss es Erik wie ein zuckender Blitz durch den Kopf.
„Verdammt, ich habe gerade so schön geträumt, dass ich auf einer Wolke sitze und zum Mars fliege. Donnerwetter noch mal!“ schimpfte er laut vor sich hin und rieb sich seine Augen.
„Der Lärm kommt doch von draußen. Was ist da los!“
Er fuhr mit einem Satz aus dem Bett in seine von ihm so sehr geliebten alten Stiefel, die er in den nächsten Wochen nicht mehr ausziehen sollte und rannte vors Haus. Eva die gerade den Kaffee kochte, den er sehr gerne nach seinem Schläfchen zu sich nahm, ließ vor Schreck die Kaffeekanne fallen und sah entsetzt durch das offene Küchenfenster was sich da vor ihren Augen abspielte.
Es gefror ihnen das Blut in den Adern.
Erik traute seinen verschlafenen Augen nicht. „Um Himmels Willen. Was ist das denn?“
Er erblickte Basti, der wie versteinert nach oben sah und eine Schleuder in der Hand hielt. Vater und Sohn starrten auf ein riesiges Loch im blauen Himmel. Es sah aus wie als hätte jemand durch eine Fensterscheibe geschossen. Doch dieses Loch war so gewaltig das ein großes Flugzeug bequem hätte durchfliegen können. Man konnte durch die Bruchstelle das dunkle Weltall sehen. Riesige Splitter wie aus Glas hatten sich in den Boden des idyllischen Tales gerammt.
„Junge, was hast du jetzt schon wieder angestellt “, fauchte der Vater seinen Sohn verdattert  an, ohne zu merken was er eigentlich für einen Unsinn von sich gab. „Wie oft habe ich dir verboten mit der Schleuder auf den Himmel zu schießen! Du weißt doch, wie zerbrechlich unsere Atmosphäre geworden ist.“
Basti verstand die Welt nicht mehr und begann bitterlich zu weinen.
Den Satz mit der Zerbrechlichkeit des Himmels hatte der Vater allerdings oftmals nur im Scherz gesagt, ohne zu ahnen dass es tatsächlich so war. Und das diese sich als wirklich so sehr zerbrechlich erwies, versetzte ihn in Angst und Schrecken.
„Das ist ja…. ja ich glaube es nicht was ich da sehe. Grundgütiger!“ stammelte Erik nachdem er realisiert hatte was da passierte. Da standen die drei nun  da wie Salzsäulen und starrten auf das riesige Loch.
Nach endlosen Minuten des Schweigens und Entsetzens wandte sich Erik seiner Familie zu.
„Was machen wir jetzt!“
„Keine Ahnung“, kam als Antwort zurück.
„Wir sollten uns schleunigst etwas überlegen was wir da tun können damit die Sache nicht noch schlimmer entwickelt und uns der ganze verdammte Himmel noch herunterfällt !“, sagte der Vater mit einem Würgen im Hals.
Bastis Knie zitterten wie Espenlaub. Seine Tränen schossen förmlich über seine Wangen und regneten auf seine nackten Füße. Er hielt die Schleuder noch immer fest umklammert als wäre diese festgewachsen.
„Sieh dir das an, alter Schwede, oh oh ich hoffe das Loch da oben wird nicht noch größer“, fluchte der Vater und zeigte mit beiden Händen auf das riesige klaffendes Loch im blauen Nachmittagshimmel.
„Aber ich habe nicht auf den Himmel geschossen“ plapperte kleinlaut Basti vor sich hin. „Ich wollte doch nur die Enten ein bisschen aufscheuchen. Mein Schuss muss daneben gegangen sein. Es tut mir leid Vater. Das habe ich wirklich nicht gewollt.“
Die Gedanken rasten derart durch den Kopf des Vaters das er kaum noch vernahm was sein Sohn gerade sagte. Was ist da gerade passierte war ein einziger Albtraum.
Wie konnte man überhaupt so etwas wieder in seinen ursprünglichen Zustand versetzen. Es musste etwas geschehen. Schnell! Man konnte jetzt nicht mehr einfach zur Tagesordnung übergehen ohne dass hier etwas geschieht. Aber wie? Hilfe war dringend notwendig. Aber von wem. Und was musste getan werden.
Sie wussten keine Antwort darauf. Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte Erik sich so richtig hilflos und verlassen.
Er wünschte sich  nur zu sehr dass dies nur ein böser Traum war. Er hoffte es. Aber es war kein Traum. Es war wirklich!
Nach langen Überlegungen und Beratschlagen mit seiner Frau Eva fassten sie den Entschluss dass sie etwas unternehmen mussten. Mit einem Schlag hatte sich alles um sie herum geändert. Und das war erst der Anfang von einer Reihe ungewöhnlicher Ereignisse. Doch das wussten sie noch nicht.
Das vermeintliche „Missgeschick“ des Jungen duldete keinen Aufschub.
Tröstend nahm der Vater den verweinten Jungen in den Arm und sagte, “ Ich glaube es ist das beste wir machen uns gleich auf den Weg. Wir sollten schauen das wir so schnell wie möglich Hilfe finden. So wie es aussieht hat hier in der Gegend noch niemand etwas von der Katastrophe mitbekommen. Wir sollten keine mehr Zeit verlieren. Hoffentlich finden wir einen der uns hilft und diesen Schaden wieder beheben kann bevor es noch schlimmer wird. Falls das überhaupt möglich ist“.
Vater und Sohn rüsteten sich für die Suche nach Hilfe und machten sich auf die Reise. Eva  versorgte sie noch mit reichlich Proviant, einigen Heilkräutern, umarmte beide lang und mahnte beide zur Vorsicht. Sie bestiegen den betagten Trecker. Erik zog am Starterhebel, aber der Motor blieb stumm wie ein toter Fisch.  Weitere Versuche die alte Mühle in Gang zu bringen ließen den Motor buchstäblich kalt. Das war das erste mal das ihn sein geliebter Traktor im Stich ließ. Seltsam.
Nun war man auch noch gezwungen zu Fuß zu gehen. Das fängt ja gut an, dachte der Erik.
Sie nahmen Abschied und machten sich auf einen langen  Weg.
                                
                                    Und hier beginnt das Abenteuer.